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Erlebnisbericht: Rund um Mecklenburg-Vorpommern 2024 – Rennrad-Staffel

Das Event „Rund um M-V“ warf lange Schatten im Voraus für unsere sportlich ambitionierten Mitglieder, die Anmeldung war schon im Winter erledigt, wenn die Sehnsucht nach sommerlichen Ausfahrten am größten ist. Es waren 4 Teams angemeldet, Steven (der Event-Organisator) meinte bei der Anmeldung schon scherzhaft zu mir „das werden ja vereinsinterne Meisterschaften“. Im Februar hatten wir als gemeinsame Vorbereitung schon ein 24h Zwift Event in Staffel-Form organisiert, hier konnte man schon sehr gut erahnen was es heißt nicht nur Rad zu fahren, sondern auch mit der Ernährung, kurzer Regeneration und Müdigkeit klar zu kommen.

Das gesundheitliche Schicksal meinte es mit Spacky, unserem Vorsitzenden, nicht so gut – es war klar, dass er nicht starten kann. Er lies es sich nicht nehmen seinem Team als Autofahrer zu helfen. Zum Glück wurde mit Michaela starker Ersatz gefunden und somit hatten wir sogar ein gemischtes Team am Start. 

Team 1: Sven, Michaela, Thomas

Team 2: Dirk, Raik, Bastian

Team 3: Wadim, Bernhard, Gero

Team 4: Robert, Mirko, Johannes

Am 7. Juni 2024 begann unser großes Abenteuer „Rund um Mecklenburg-Vorpommern“, für einige von uns war es wohl der sportliche Saisonhöhepunkt. Start und Ziel war am Neustrelitzer Hafen. Die frische Morgenluft und die aufgeregte Stimmung unter den Teilnehmern ließen das Adrenalin steigen. Sven hatte die Ehre als erster Fahrer auf die Strecke zu gehen, unsere Teams starteten in Abständen von 20 Min. Alle waren bereit, die 1025 Kilometer lange Strecke mit 4100 Höhenmetern in Angriff zu nehmen.

Jedes Team hatte sich seine eigenen Gedanken über die Etappenlängen, Renneinteilung und Wechsel gemacht, minimal waren wohl 5 Abschnitte für jeden vorgesehen – das schnellste Team wechselte sogar 7-Mal. Nach und nach setzen sich Begleitfahrzeuge und Startfahrer in Bewegung, es herrschte eine von Vorfreude, Anspannung und Respekt geprägte Stimmung. Einige Zuschauer, weitere Vereinsmitglieder und Freunde wünschten allen Fahrer das Beste und ein gutes Gelingen. Hier herrschte noch Unruhe und Geschäftigkeit, was sich schon nach Verlassen der Stadt ins Gegenteil kehren sollte.

Alle unser Startfahrer legten ein beeindruckendes Starttempo vor, die Gedanken kreisten immer um eine Frage – würden alle Teams die Leistung über die gesamte Distanz hoch halten können, ohne einzubrechen? Die Strecke führte uns durch die atemberaubende Mecklenburgische Seenplatte, die Uckermark und an die Peene, vorbei an unzähligen Seen und dichten Wäldern. In Hintersee, nahe der polnischen Grenze und bekannt für ihren aktiven Radverein, fuhren wir u.a. auch auf der Strecke des regional bekannten EZF. Die malerische Landschaft und die Ruhe der Natur stellte einen perfekten Auftakt für unser Rennen dar. 

Rauf auf die Insel Usedom ging es über Anklam und Radwege zur Zecheriner Brücke, die Streckenführung verlief danach wieder etwas abseits der Haupttrassen und die Strecke führte durch idyllische Dörfer und über sanfte Hügel. Entlang der Kaiserbäder ging es immer weiter Richtung Wolgast, hier war der 1. Checkpoint. Bis hierher trafen wir unsere Team-Rennradler und Begleitfahrzeuge immer wieder und es wurde sich gegenseitig angefeuert. Durch Wolgast verließen wir die Insel und nahmen über Nebenstraßen Kurs auf Lubmin und Greifswald. Abends fuhren wir dann die B96 nach Stralsund hinauf, über den Rügendamm bis nach Putbus, wo es mittlerweile dunkel war. Auf diesem Abschnitt begleitete uns etwas Regen, was von oben wenig störte. Allerdings sind nasse Straßen und Schuhe schon unangenehmer.

Bei Nacht kann man die atemberaubende Landschaft der Insel Rügen kaum genießen, hier hieß es aber erstaunlicherweise Höhenmeter sammeln und den teilweise widrigen Straßenverhältnissen zu strotzen. Die Strecke führte durch Binz und Sassnitz, die schwere, mit Kopfsteinpflaster gespickte Rampe hinauf zum Königsstuhl war eine Herausforderung, aber die Aussicht von oben war jede Anstrengung wert. Weiter ging es über Glowe zum Kap Arkona. Die Einsamkeit und der Leuchtturm, der die Dunkelheit mit seinem Lichtkegel durchschnitt, waren ein unvergessliches Erlebnis für die Radler auf dieser Etappe. Das Organisationsteam rund um Steven begleitete uns und nahm sich viel Zeit für Foto-Pausen, Anfeuerung, Absprachen und natürlich regelmäßigen Austausch über Zwischenstände und Gemütszustände der Fahrer. Für alle zusammen eine Premiere und es herrschte natürlich noch etwas Ungewissheit in der Luft ob alles bedacht und gut organisiert wurde. 

Die Stille der Nacht wurde hier von einem Anruf gestört, das Team 4 meldete Probleme mit dem Auto – das konnte doch nicht wahr sein! Damit hat keiner gerechnet, man hatte im Hinterkopf was alles so passieren könnte, aber eine Autopanne? Noch war uns nicht klar was genau los war, das sollte sich aber bald ändern. Wir machten uns auf in Richtung des nächsten Wechsels und sahen das Teamfahrzeug in einer Bustasche stehen. Angehalten und geschaut ob man helfen kann, aber das schien schwierig, mitten in der Nacht hatte wohl die Lichtmaschine keinen Ladestrom mehr erzeugt und die Autobatterie entlud sich immer weiter. Das Team musste leider auf knapp der Hälfte der Distanz wegen Autodefekt aufgeben, sehr ärgerlich und es lag bis hierher gut im Rennen auf dem 2. Platz. Der Besenwagen sollte das Team inkl. Räder später einsammeln.

Von Kap Arkona ging es zurück in Richtung Bergen, dabei mussten die Fahrer schlechte Straßenverhältnisse und Hügel bei Sagard überwinden. Über Nebenstraßen ging es zurück nach Stralsund und erneut über den Rügendamm, nun im Morgengrauen, war die Stadt menschenleer und es war traumhaft, über die leeren Straßen in hohem Tempo zu fahren. Weiter ging es über Barth und Ribnitz-Damgarten nach Rostock – dieser Streckenabschnitt war flach und man spürte den immer weiter aufkommenden West bzw. Süd-West Wind, das bedeutete also jetzt noch eine ganze Weile dagegen anzukämpfen. 

Die Route führte von Rostock aus weiter in Richtung Bad Doberan und Rerik. Die Wellen nahmen wieder zu, schon komisch die Ostsee praktisch riechen zu können und trotzdem eine hügelige Landschaft zu durchqueren. In Wismar war Fischerfest, und die Verkehrsdichte stellte eine Herausforderung dar. Von hier an ging es über Radwege weiter in Richtung Lübeck, um dann an der Landesgrenze südlich abzubiegen und ein paar weitere zusätzliche Höhenmeter mitzunehmen. Am Schaalsee vorbei ging es langsam wieder ostwärts. Der bisherige Gegenwind wandelte sich nun in Rückenwind, was für die letzten knapp 200 Kilometer eine extra Motivation war. Über Parchim und Meyenburg ging es schließlich zurück nach Neustrelitz. Im 2. Teil der Strecke hatten sich die Teams voneinander entfernt, die Abstände waren zu groß geworden um sich „noch mal über den Weg zu laufen“. Mit Spannung wurde aber natürlich verfolgt, wo sich der eigene Teamfahrer befand und was die anderen Teams so machten. Das Handy spielte bei den pausierenden Fahrern eine große Rolle, auf Strava wurde die hochgeladenen Daten verfolgt und natürlich auch die datasport-Webseite regelmäßig aktualisiert. Das Tracking hat größtenteils gut funktioniert, es gab aber einzelne Streckenabschnitte wo entweder GPS oder das Mobilfunknetz schwach waren. In der Nacht aktualisierte sich der Zwischenstand der Webseite für ein paar Stunden auch gar nicht, erst als der Admin wieder online war konnte der Fehler behoben werden. Die virtuellen Zwischenstände zu verfolgen verleiht so einem lang andauerndem Event einen ganz besonderen Reiz, auch wenn man die anderen Fahrer natürlich aus den Augen verloren hat.

Unsere harte Vorbereitung und das gegenseitige Unterstützen hatten sich ausgezahlt. Die Finisher  schafften die Strecke in einer Zeit, die die Erwartungen übertroffen hat. Es bleibt eine Erinnerung an ein großartiges Abenteuer. Alle waren sich einig, dass es eine sehr gelungene Premiere war. Noch vor der Dunkelheit am Samstag schafften es alle unseren verbliebenen Teams ins Ziel, da waren die Einzelfahrer noch unterwegs und weit auf der Strecke verstreut. Alle Teilnehmer, insbesondere die Einzelfahrer, haben unseren größten Respekt. Die Strecke allein zu bewältigen ist eine ganz andere Herausforderung als in einem Team, die Einzelfahrer hatten wohl auch mehr Pech mit Regenschauern.

Im Ziel angekommen wollte man eigentlich nur noch in die Badewanne und ins Bett. Da der Abbau der Werbung und einiger Utensilien am Sonntagabend auch noch organisiert werden musste, war dies eine gute Gelegenheit sich noch einmal zu treffen. Wir saßen mit Steven und seiner Familie noch eine Weile zusammen, tauschten Geschichten aus und schmiedeten Pläne für das nächste Jahr. Die Rundfahrt um Mecklenburg-Vorpommern 2024 wird für uns immer ein besonderes Kapitel in unserer Rennradgeschichte bleiben.

Wir möchten uns für die großartige Organisation des Events von Steven Dornbusch bedanken. Er und seine Familie taten alles, damit dieses einzigartige Radsporterlebnis zu einem unvergesslichen Wochenende für alle wurde. Großen Dank gilt auch allen Sponsoren und Helfern drumherum. Vielen Dank und bis zum nächsten Jahr bei Rund um Mecklenburg-Vorpommern.

Der Text wurde von BTN-Mitglied Bernhard Buss verfasst.