Unser Mitglied Michaela Harzdorf berichtet von der Vätternrundan 2023:
5 Mitglieder des Biketeams Neustrelitz hatten sich wiederholt entschlossen um die Mitsommerzeit am 17. Juni die 315 km lange Strecke um den Vätternsee in Schweden zu fahren. Unser Siegi hatte sich schon zum 12. Mal dorthin auf den Weg gemacht, und es ist ein großer Vorteil, von seinen Erfahrungen, seinem Organisationstalent und dem langjährigen Kontakt zur Quatiergeberin Gisela in Bona profitieren zu können.
Andere, wie auch ich, hatten bei ihrer 1. Vätternrundan im vergangenen Jahr „Blut geleckt“ und wollten diese Tour gleich ein zweites Mal bewältigen. Die Vorfreude und Aufregung beginnt schon mit den Reiseplanungen, den Trainingsfahrten, dem Vorbereiten der Räder, den nötigen Absprachen kurz vor Reisebeginn, dem Packen und Beladen des Transportfahrzeugs.
Die Hin- und Rückreise kann mit einem passenden Fahrzeug und dem Fährabschnitt zwischen Rostock und Gedser kaum entspannter sein. Bei 12 Stunden Unterwegssein bis zum Quartier ist viel Zeit zum Erzählen, Lachen, Schlafen, Schauen u. a. m.
In besondere Freude versetze uns die Wetterprognose für die Tage rund um die Vätternrundan. So kamen wir am 15.6. am frühen Abend bei herrlichstem Sommerwetter in der Nähe der Start- und Zielstadt Motala an, konnten am darauffolgenden Tag bei viel Sonne und sommerlichen Temperaturen die Startunterlagen holen und schon mal das Vätternrundan-Flair in Motala aufsaugen. Und wir konnten uns sicher sein, dass zur Vätternrundan selbst das Wetter nicht umschlagen wird, wie es schon in der Vergangenheit erlebt wurde.

Wenn man bei Gisela in Bona (ca. 15 km von Motala entfernt) ankommt, hat man sofort das Gefühl, im Paradies angekommen zu sein. Alles wirkt so natürlich und gemütlich, was zum Entspannen vor den vielen Kilometern auf dem Rad einlädt.
Am Tag der Vätternrundan startete ein Duo unseres Teams bereits in der Nacht, musste dabei aber nicht all zu lange im Dunkeln fahren, da es kurz vor der Sommersonnenwende in Schweden bereits gegen 3 Uhr schon wieder hell ist.
Ein weiteres Trio, zu dem auch ich gehörte, hatte seine Startzeit um 05:08 Uhr. Auf dem Weg nach Motala zeigte sich bereits die Sonne, und als wir zum Startbereich rollten, war die Morgenfrische mit Ärmlingen oder einer Windjacke gut auszuhalten. Eine tolle Stimmung herrscht in Motala kurz vorm Start. Schon bevor es richtig losgeht, wird man bejubelt und angefeuert.
Unsere Zielvorgabe war, wir fahren zusammen, der Schnitt sollte nicht maßgeblich entscheidend sein, wir versuchen mit Gruppen zu fahren, die vom Tempo her zu uns passen und wir vermeiden alles, was uns in riskante Situationen bringen kann. Nach Möglichkeit kommen wir alle sturz- und pannenfrei im Ziel an.
Mit gemäßigtem Wind von hinten erreichten wir ungeahnt schnell unser erstes Verpflegungsdepot in Jönköping. Zu dem Zeitpunkt zeigte sich aber bereits, dass wir aufgrund der zunehmenden Temperaturen an drei bis vier weiteren Depots einen Stopp einlegen müssen, um immer wieder die Trinkflaschen mit Wasser aufzufüllen. Zudem hatten wir den Wind auf der anderen Seeseite dann auch von vorn, und beim Streckenverlauf einmal um den Vätternsee herum, fährt man die meisten Höhenmeter erst im letzten Drittel.

Doch die überaus guten Straßenverhältnisse (Es gab nur ein ganz kurzes gesplittetes Stück.), die herrliche Landschaft, die begeisterten Menschen vielerorts entlang der gesamten Strecke helfen darüber hinweg, wenn sich die Beine zwischendurch immer schwerer anfühlen, wenn die Fußsohlen schmerzen, der Schweiß in den Augen brennt und die Kilometeranzeige noch nicht das anzeigt, was man sich vielleicht schon wünscht.
Doch dann sind sie mit einem Mal da, die Schilder mit den zweistelligen Kilometerzahlen – noch 90, 80, 70, 60, 50, … km. Nun geht es z. T. idyllisch über schmalere Straßen und durch schattige Waldabschnitte. Wir wissen, der letzten Zeitnahme, die genau dort positioniert ist, wo unsere Unterkunft ist, kommen wir Kilometer für Kilometer näher. Von da sind es dann nur noch ca. 15 km bis zum Ziel. Und die fühlten sich mit passender Windunterstützung dieses Mal wesentlich leichter an als vor einem Jahr.
Die allerletzten Kilometer konnten wir dann wirklich genießen. Wir hatten das große Glück ohne Missgeschick, Panne und Sturz nach 315 km durch den Zielbereich zu rollen und die Medaillen und Glückwünschen entgegen nehmen zu können. Zu dem Zeitpunkt hatten wir ca. 11 Stunden auf dem Sattel gesessen, waren mit den Pausen insgesamt 13 Stunden unterwegs gewesen und mit einem Schnitt von 28,5 km/h über die Strecke gerollt.
Es zischte regelrecht, als wir bei bester Laune unseren Durst mit einem alkoholfreien Bier löschten. Für eine Weile genossen wir noch die Feierstimmung im Zielbereich und waren einhellig der Meinung, dass es immer wieder neu ein unfassbar erhebendes Gefühl ist, wenn man durchs Ziel fährt. Von daher kann es sein, dass es für alle Beteiligten nicht die letzte Vätternrundan gewesen sein wird.
